Pressemitteilung
Fürth, den 20. August 2025
Bundestagswahl 2025 in Bayern: Unterschiede im Wahlverhalten nach Alter und Geschlecht deutlich
Ergebnisse der repräsentativen Wahlstatistik veröffentlicht
Nach Mitteilung des Bayerischen Landesamts für Statistik war die Wahlbeteiligung sowohl bei den Frauen als auch bei den Männern in der Altersgruppe der 60- bis unter 70-Jährigen am höchsten. Die Stimmabgabe im Wahllokal war bei der Gruppe der Erstwähler besonders beliebt. Der Anteil der Briefwähler ist in der Wählerschaft der CSU besonders hoch und bei der AfD besonders niedrig. Keine der Parteien war in sämtlichen erhobenen Gruppen stärkste Kraft. Bei den Wählern im Alter von 35 Jahren oder älter konnte die CSU die höchsten Zweitstimmenanteile erzielen.
Fürth. Die Ergebnisse der repräsentativen Wahlstatistik zur Bundestagswahl 2025 in Bayern liegen vor.
„Die repräsentative Wahlstatistik ist eine sehr ergiebige, verlässliche Datenquelle, die nach meiner Wahrnehmung weiterhin zu wenig Beachtung findet“, so Dr. Thomas Gößl, Präsident des Landesamts und Landeswahlleiter. „Nur mit ihr kann die tatsächliche Stimmabgabe nach Geschlecht und Alter unter Wahrung des Wahlgeheimnisses analysiert werden.“
Höchste Wahlbeteiligung bei den 60- bis unter 70-Jährigen
Die 60- bis unter 70-Jährigen gaben mit insgesamt 88,2 Prozent am häufigsten ihre Stimmen ab (Frauen: 88,3 Prozent; Männer: 88,1 Prozent). Bei der jüngsten Altersgruppe der 18- bis unter 21-Jährigen, die insbesondere die Erstwählerinnen und Erstwähler umfasst, lag die Wahlbeteiligung mit 81,1 Prozent am niedrigsten.
Stimmabgabe im Wahllokal bei der Gruppe der Erstwählerinnen und Erstwähler besonders beliebt
Die Gruppe der Erstwählerinnen und Erstwähler (18- bis unter 21-Jährige) bevorzugte ganz überwiegend die klassische Urnenwahl im Wahllokal. So verzichteten 64,0 Prozent dieser Altersgruppe auf die Beantragung eines Wahlscheins, welcher für die Briefwahl erforderlich ist. Auch die Altersgruppen der 40- bis unter 45-Jährigen (57,2 Prozent) sowie der 45- bis unter 50-Jährigen (58,8 Prozent) lagen deutlich über dem Durchschnitt, welcher über alle
Altersklassen 53,3 Prozent betrug.
Unter geschlechterspezifischer Betrachtung lag der Anteil der Wahlberechtigen, welche einen Wahlschein zwecks Briefwahl beantragt haben, bei den Frauen (49,1 Prozent) höher als bei den Männern (44,2 Prozent).
Auch parteispezifisch ergaben sich zum Teil deutliche Unterschiede bei der Art der Stimmabgabe. Während 32,8 Prozent der gültigen Zweitstimmen für die CSU bei der Urnenwahl abgegeben wurden, lag dieser Anteil bei der Briefwahl mit 40,2 Prozent deutlich höher
(+ 7,4 Prozentpunkte). Die AfD kam bei der Urnenwahl auf einen Stimmenanteil von
24,8 Prozent, wohingegen sie bei der Briefwahl einen Anteil von 13,7 Prozent der abgegebenen Stimmen verzeichnen konnte (-11,1 Prozentpunkte).
Parteipräferenzen variieren stark nach Geschlecht und Alter
Hinsichtlich der Abgabe der Zweitstimme waren signifikante Unterschiede nach Geschlecht und Alter festzustellen.
Bei den älteren Altersgruppen konnte die CSU deutlich höhere Zweitstimmenanteile erzielen als bei den Jüngeren. So lag der Stimmenanteil bei den 45- bis unter 60-jährigen Wählern mit
37,0 Prozent doppelt so hoch wie bei den 18- bis unter 25-Jährigen (18,5 Prozent). Von den
60- bis unter 70-Jährigen gaben 42,3 Prozent der Wählerinnen und Wähler ihre Zweitstimme der CSU und mehr als jeder zweite der über 69-Jährigen (54,2 Prozent). Die CSU war damit insgesamt bei der Wählerschaft ab 35 Jahren stärkste Kraft.
Die SPD erhielt ihren stärksten Zuspruch von den Personen im Alter von 70 Jahren oder älter (16,8 Prozent), gefolgt von denjenigen im Alter von 60 bis unter 70 Jahren (13,1 Prozent). Demgegenüber konnte sie bei den jüngeren Altersgruppen jeweils knapp unter zehn Prozent der Zweitstimmen erzielen (darunter: 9,9 Prozent bei den 18- bis unter 25-Jährigen).
Bei der Stimmabgabe nach Geschlecht zeigten sich deutliche Unterschiede in Bezug auf die AfD sowie Die Linke. Die höchsten Zweitstimmenanteile konnte die AfD bei den 35- bis unter 45-Jährigen erreichen, wobei der Zuspruch bei den Männern (27,8 Prozent) höher ausfiel als bei den Frauen (19,1 Prozent). Auch bei den 45- bis unter 60-Jährigen lagen die Stimmanteile der Männer für die AfD (27,1 Prozent) deutlich über denjenigen der Frauen (18,9 Prozent).
Die Linke erzielte den höchsten auf sie entfallenden Stimmenanteil, nämlich 21,7 Prozent der Zweitstimmen bei den Jüngsten, den 18- bis unter 25-Jährigen. In dieser Altersgruppe zeigten sich auch die größten Unterschiede nach dem Geschlecht. Rund drei von zehn 18- bis unter 25-jährigen Frauen gaben ihre Zweitstimme der Partei Die Linke (30,1 Prozent). Demgegenüber haben nur 13,6 Prozent der gleichaltrigen jungen Männer Die Linke gewählt.
Stimmensplitting
Indem zur Bundestagswahl die Erst- als auch Zweitstimme auf einem (gemeinsamen) Stimmzettel kenntlich gemacht werden, lassen sich auch Aussagen über deren Kombination treffen.
Bei der CSU war die Stimmenbindung am höchsten. Mehr als neun von zehn Wählerinnen und Wähler (jeweils 91,5 Prozent) haben dabei auch einen Erststimmkandidaten der CSU gewählt, wenn sie ihre Zweitstimme dieser Partei gaben. Von den Wählerinnen und Wählern, die mit ihrer Zweitstimme für die AfD, die GRÜNEN oder die SPD stimmten, gaben jeweils mehr als drei Viertel auch ihre Erststimme der jeweiligen Partei.
Demgegenüber gaben von den Zweitstimmenwählerinnen und -wählern für Die Linke rund 54,3 Prozent ihre Erststimme für Die Linke, 21,4 Prozent für GRÜNE, 14,6 Prozent für die SPD und 9,5 Prozent für den Kandidaten einer anderen Partei.
Von den FDP-Wählerinnen und -Wählern (via Zweitstimme) setzte jeder zweite (49,9 Prozent) sein Kreuz zugunsten eines Wahlkreisbewerbers der FDP, aber 36,9 Prozent bei einem Kandidaten der CSU.
Im Rahmen der Interpretation dieser Zahlen ist zu berücksichtigen, dass neben persönlichen Präferenzen im Rahmen der personalisierten Verhältniswahl auch strategische Abwägungen seitens der Wählerschaft eine gewisse Rolle gespielt haben dürften. Über die Erststimme konnte eine Bewerberin/ ein Bewerber nur dann einen Sitz erhalten, wenn sie sowohl die meisten Stimmen im Wahlkreis vereinen konnte als auch dieser Sitz durch eine ausreichende Zahl an Zweitstimmen gedeckt war. Die Zweitstimme war nur wirksam, wenn die gewählte Partei bundesweit mindestens fünf Prozent der gültigen Zweitstimmen auf sich vereinigen konnte oder mindestens drei Direktmandate erzielte.
Die repräsentative Wahlstatistik
Anhand der Ergebnisse der repräsentativen Wahlstatistik lassen sich Aussagen darüber treffen, welche Parteien eher eine jüngere oder ältere Wählerschaft anziehen. Mithilfe von Zeitreihen sind zudem Veränderungen der geschlechts- und altersspezifischen Zusammensetzung deutlich erkennbar.
Darüber hinaus bieten die Ergebnisse zur Bundestagswahl verlässliche Aussagen zur Kombination der Erst- und Zweitstimme („Stimmensplitting“) sowie zu den einzelnen Arten ungültiger Stimmabgaben.
Grundlage für die Auswertung bilden die Meldungen der Gemeinden zur Wahlbeteiligung sowie die statistische Aufbereitung der Stimmzettel in den ausgewählten Wahlbezirken und Briefwahlvorständen. Anhand von Unterscheidungsaufdrucken nach Geburtsjahresgruppen und Geschlecht lässt sich das Wahlverhalten und die Stimmabgabe näher untersuchen. Ein Rückschluss auf das Wahlverhalten einzelner Wähler ist dabei selbstverständlich nicht möglich.
Die Ergebnisse basieren auf einer durch das Statistische Bundesamt ausgewählten zufälligen geschichteten Stichprobe von insgesamt 225 Urnenwahlbezirken und 214 Briefwahlvorständen in Bayern. Neben Meldungen zur Wahlbeteiligung wurden rund 224.000 amtliche Stimmzettel gesondert ausgewertet.
Der Stichprobenumfang der repräsentativen Wahlstatistik ist deutlich größer als entsprechende Untersuchungen nichtamtlicher Stellen. Zudem handelt es sich nicht um die Auswertung dessen, was Personen über ihr Wahlverhalten vor oder nach der Wahl (freiwillig) aussagen, sondern um die Auswertung des tatsächlichen Wahlverhaltens nach den Wählerverzeichnissen und Stimmzetteln.
Hinweise:
Mehr Ergebnisse – auch im Vergleich zur Bundestagswahl 2021 sowie gesonderte Zeitreihen – enthält der Statistische Bericht „Wahl zum 21. Deutschen Bundestag in Bayern am 23. Februar 2025. Repräsentative Wahlstatistik"(Bestellnummer: B7150C 202551);
Ergänzende methodische Hinweise:
Die repräsentative Wahlstatistik ist eine Stichprobenerhebung und wird vom Bayerischen Landesamt für Statistik bei Europa-, Bundestags- und Landtagswahlen durchgeführt. Rechtsgrundlage für die Durchführung der Erhebung für bundesweite Wahlen ist das Wahlstatistikgesetz.
Die Stimmzettel für die repräsentativen Wahlbezirke enthielten insgesamt zwölf Unterscheidungsaufdrucke zur Kennzeichnung der jeweiligen Geburtsjahresgruppe und des Geschlechts (z. B. repräsentiert „G.“ die Gruppe „weiblich, geboren 2001 bis 2007“). Aus den erhobenen Geburtsjahresgruppen wurden näherungsweise Altersgruppen abgeleitet. Hinsichtlich des Geschlechts wurde differenziert nach „Frauen“ und „Männer, divers oder ohne Angabe im Geburtenregister“, wobei letztere gemeinsam erhoben und ausgewertet wurden.
Es ist zu berücksichtigen, dass die Ergebnisse bzw. Eckwerte der Stichprobe nicht auf die Grundgesamtheit in Bayern hochgerechnet bzw. angepasst wurden, wodurch kleinere Abweichungen im direkten Vergleich zum festgestellten, endgültigen Wahlergebnis auftreten können.
Oberster Grundsatz im Rahmen der Aufbereitung und Auswertung der Ergebnisse ist stets die Wahrung des Wahlgeheimnisses. Dies wurde u. a. durch eine geeignete Größe der Wahlbezirke (mindestens 400 Wahlberechtigte bzw. 400 Wählerinnen und Wähler pro “Briefwahlbezirk“) sichergestellt. Es werden zudem keine Ergebnisse auf Ebene der Regionen/ Gemeinden oder Wahlbezirke veröffentlicht.
